Wein & Tourismus – eine Chance für Georgien

Weinland Georgien – Qvevri

Eine kurze Wein-Studienreise führte mich nach Ost-Georgien – dem Land, in dem es zum Selbstverständnis eines jeden Einwohners zählt Winzer/in zu sein.
Die Eindrücke waren überwältigend und überaus interessant. Das Eintauchen in die Kultur und das Kennenlernen der Menschen wäre schon alleine die Reise wert gewesen, aber der Wein-Schwerpunkt war das wahre i-Tüpfelchen.

Fast die Hälfte der Bevölkerung von ganz Georgien lebt in der Hauptstadt Tbilisi. Die Stadt ist lebendig und turbulent, wie viele andere Millionenstädte weltweit. Sobald wir aber in Richtung Land fuhren, zeigte sich ein komplett anderes Bild. Berge, grüne Landschaften (noch – denn es war Frühjahr) und Weite, aber auch verlassene Häuser und erkennbare Armut entlang der Verkehrswege. Dies sollte uns jedoch nicht darüber hinweg täuschen, welche Dynamik in dem traditionellen Weinbauland herrscht. Der Tourismus hat jährlich zweistellige Zuwachsraten und erreicht dieses Jahr wohl erstmalig die acht Millionengrenze, wobei speziell das Thema Wein für viele Besucher einen besonderen Fokus bietet, neben den zahlreichen historischen Stätten.

Mit unserer kleinen ausgewählten Gruppe waren wir glücklicherweise etwas abseits der gängigen Touristenpfade unterwegs, was wir unserer engagierten Reiseleiterin Maka Tarashvili zu verdanken hatten. Die Auswahl an Winzern, bei denen wir einen Blick in die Keller werfen und die Weine verkosten durften war herausragend. Bisher hatte ich immer an sehr schwere, extrem Tannin geprägte und nicht wirklich balancierte Weine gedacht, wenn ich das Wort Qvevri hörte. Dieser stark traditionelle Stil ist natürlich weit verbreitet und von vielen Winzern gewünscht, jedoch konnten wir auch einige Weine verkosten, die sich „trotz“ und eben auch genau aufgrund ihrer Komplexität, Phenolstruktur und Mineralität mit einer bemerkenswerten Balance und Harmonie präsentierten. Besonders gut gefiel mir die Erklärung von Nukri Kurdadze, der auf die Frage, wie er dieses Gleichgewicht hinbekommt, antwortete: „Das geht nur über viel probieren und mit dem Wein reden – er sagt mir, was er braucht.“ Winzer mit einem solchen direkten Draht zu ihrem Wein können dann natürlich auch kleine Wunder vollbringen.

Es ist beachtlich zu sehen, was sich in diesem Land bewegt und mit wieviel Engagement sich auch viele junge Menschen entscheiden im Bereich Wein und Tourismus aktiv zu werden. Im Moment hat man noch das Gefühl von den Georgien wie Freunde und Gäste behandelt zu werden. Es bleibt zu hoffen, dass sie sich diese Gastfreundschaft auch mit stetig wachsendem Tourismus in einem gesunden Rahmen erhalten können.

Mein Fazit?

Für Weinbegeisterte und -interessierte jeglichen Coleurs, die sich gerne auch mal abseits des Mainstreams umsehen, kann ich eine solche spezialisierte Weinreise nur wärmstens empfehlen.

Organisiert wurde die Reise von Christian Waltl –  www.weinbauwaltl.at

© Marion Rockstroh-Kruft
https://rheinhessen-live.com/

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