„Der Boden – eines der komplexesten und sensibelsten biologischen Systeme unseres Planeten“.

Es ist kein Geheimnis, dass der Boden Grundlage und Ausgangspunkt all unseres landwirtschaftlichen und gärtnerischen Strebens ist. Doch was steckt eigentlich drin, in diesem geheimnisvollen, dynamischen und regional so unterschiedlich ausgeprägten Ökosystem? Martin Darting gibt uns einen Einblick in die Entstehung der Böden und erklärt deren Bedeutung für Rebe und Wein.

Beim Boden ist vor allem der humose Anteil ausschlaggebend für das Wachstum und die Einlagerung von Mineralstoffen in der Beere: Je aktiver der Boden, je begrünter, je mehr Bodenlebewesen, Flora und Fauna vorhanden, sowie mikrobiologische Faktoren aktiv sind, desto besser die Versorgung der Pflanze und somit die Ausstattung an sensorisch, nicht aromatisch, geprägten Eigenschaften wie z.B. das Mundgefühl über Phenole (Gerbstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe) Mineralstoffe und Säure.
Oft über Jahr Millionen gebildet, stellt der Boden die Grundlage menschlicher Ernährung. Ohne ihn gäbe es kein Pflanzenwachstum, keine Tiere, keine Menschen, keine Weinkultur.
Das Ausgangsgestein, wie Festgestein oder Lockersedimente werden durch Prozesse der Verwitterung in kleinste Teile zerlegt. Daraus entsteht der „primäre Boden“. Dieser begünstigt oder hemmt aufgrund seiner spezifischen Zusammensetzung die Ansiedlung verschiedener Mikroorganismen, die in der Lage sind in Verbindung mit humiden Stoffen (organische Materialien z.B. aus Pionierpflanzen) die spezifischen Gesteinsarten so aufzubrechen, dass sie für die Pflanze zur Verfügung stehen. Die so zur Verfügung stehenden Salze der Mineralstoffe vermischen sich mit organischem Substrat und Luft im Porenraum des Bodens. Das vorhandene Wasser löst sie und die Pflanze kann sie über die Wurzeln aufnehmen. Die Gesteinsart ist also nur indirekt für die Charaktereigenschaften der Mineralisierung verantwortlich.

Die weitere Belebung des Bodens durch Pilze, Würmer etc, bedingen durch Komplexbildung aus Tonmineralien und Humus die Krümelung und fördert so die Durchlüftung und die Fähigkeit des Bodens Wasser zu speichern.

Es entsteht sekundärer Boden.

 

Je nach Nutzung, Pflege, Aufbau oder Ausbeutung verändert sich der Bodentyp.
Der Aufbau von Humus durch organische Materialien wie Begrünung und Komposte mit ihrer massiven mikobiologischen Aktivität ist unabdingbar für die Bodengesundheit. Dessen Durchlüftung, Speicherfähigkeit von Wasser und Bereitstellung verschiedener Formen von Mineralien und Stickstoffen, stellt somit die Basis für einen  vom Boden geprägter Wein.
Der anorganische Teil in der Beere, der eigentlich die Bodenspezifika wiederspiegelt wird im zuckerfreien Extrakt gemessen 1 – 3 g /l Wein entsprechen den Mineralstoffen wie Magnesium, Kalium, Kalzium etc. Daraus lässt sich folgern, dass der „Gesteinsanteil“ wenig oder minimal ausschlaggebend ist für die „spezifische Mineralisierung“ des Weines. Vor allem der Kaliumanteil ist an der spezifischen Wahrnehmung „mineralisch“ beteiligt, weiter abhängig vom pH- und Säurewert des Weines.
Die tiefe Wurzelung von alten Rebstöcken bezieht sich lediglich auf die Wasserversorgung der Pflanze. Die Nährstoffversorgung erfolgt zu 80% aus den ersten 40 cm der lebendigen Erde, dem humosem Anteil (siehe oben).
Ein verdichteter Boden bedingt durch den Druck schwerer Maschinen (Traktoren) und zusätzlicher hoher Fahrfrequenz ist die Ursache vieler Mangelversorgungen der Pflanze, da die Pflanze nur noch schwer Wurzeln ausbilden kann. Herbizid Einsatz (Unkrautvernichter) und zusätzliche mineralisch-synthetische Düngung einhergehend mit maximierter künstlicher Bewässerung ist die Ursache versalzener Böden mit nur mangelhafter mikobiologischer Aktivität und somit ohne spezifische, gesteinsabhängige Mineralisierung.
Ziele der Bodenbearbeitung:
  • Bodendurchlüftung
  • Aktivieren von Stickstoffen für den bevorstehenden Austrieb
  • Minimierung von Beiwuchs (Unkräutern)
  • Wasser sparende Effekte

Quelle: Martin Darting

Zur Vertiefung des Themas empfehlen wir das Seminar über die Mineralität im Wein von Martin Darting am 7. September in Bad Dürkheim.
http://www.wsag.de/shop/index_seminare.php?id=25551

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