„Über den Wohlgeschmack und Weineleganz Down Under“

Stefano und MoniqueEin Gespräch mit Monique und Stefano Lubiana über das faszinierende Weinland Australien. 

Ein Gespräch mit Monique und Stefano Lubiana über das faszinierende Weinland Australien.

Der australische Weinbau hat im Vergleich zu dem Weinbau in der Alten Welt eine verhältnismäßig junge Geschichte. Das Land verfügt über keine autochthonen Rebsorten, alle Rebstöcke stammen aus Europa oder Südafrika. Manche Sorten wie zum Beispiel Tarrango (seit 1965) oder Cienna (seit 2000) wurden aus diesen importierten Rebstöcken von australischen Weinbauern als neue australische Rebsorten herausgezüchtet. Der Begriff „australischer Stil“ wird häufig verwendet, wenn es um die Beschreibung eines Weines geht doch was verbirgt sich unter dieser Bezeichnung? Darüber und über vieles mehr von Down Under reden wir mit unseren Gesprächspartnern Monique und Stefano Lubiana von dem gleichnamigen Weingut auf Tasmanien, einem langjährigen Teilnehmer des internationalen bioweinpreises.

Die Weinproduktion begann erst im 18. Jahrhundert, hauptsächlich um den Bedarf des eigenen Marktes zu decken. Hierzu verwendete man meistens relativ anspruchslose und einfache Rebsorten. Um 1820 gelang es Gregory Blaxland, dem frühen Siedler und Pionier Australiens, dem Weinbau des Landes zu ersten Erfolgen zu verhelfen. Blaxland exportierte australische Weine nach England wo ihm im Jahr 1822 durch die Royal Society oft Arts eine Silbermedaille verliehen wurde. Damit war er der erste Australier, der für seine australischen Weine mit einer anerkannten ausländischen Medaille geehrt wurde.

Im Jahr 1833 kehrte James Busby von seinen Reisen nach Frankreich und Spanien zurück und brachte eine solide Auswahl von Rebsorten nach Australien. Auch die vielen Einwanderer aus verschiedenen Teilen Europas spielten eine wichtige Rolle für die Entstehung von erstklassigen Weinbaugebieten. Denn sie brachten Wissen und Können aus der Alten Welt mit und halfen so, Produktion und die Qualität des australischen Weins zu verbessern. So waren es deutsche Einwanderer, unter anderem aus dem damaligen Preußen, die wesentlich zu dem Aufbau der Weinregion Barossa Valley im Bundesstaat South Australia beigetragen haben. Nach wie vor zählt das Barossa Valley mit einer Rebfläche von ca. 10.000 ha zu einem der bekanntesten Weinanbaugebiete Australiens. Ebenso kultivierten die eingewanderten Franzosen den Weinanbau auf der Insel Tasmanien.

Bevor nach dem Zweiten Weltkrieg langsam die geschmackliche Rückkehr zu den trockenen Tischweinen begann, spezialisierten sich die australischen Winzer auf die Produktion von süßem Likörwein, der auch unter dem Namen „Australian Port“ bekannt wurde.

Um das Jahr 1920 stagnierte die Weinproduktion des Landes. Die Verbraucher favorisierten die qualitativ hochwertigeren importierten Weine, statt die eher einfachen einheimischen Weine aus Australien zu konsumieren. Dies veranlasste die Weinmacher von Down Under selbst anspruchsvolle Rebsorten zu kultivieren, was zum Teil mit sehr hohen Kosten für die künstliche Bewässerung verbunden war. Heutzutage ist australischer Wein ein Klassiker mit ausgezeichneter Qualität und einem weltweit festen Platz auf der Genussliste von Weinliebhabern und Gourmets.

Die Weinbaugebiete Australiens erstrecken sich über das ganze Land und haben in insgesamt 60 Regionen eine Rebfläche von ca. 160.000 ha. Der Schwerpunkt des Weinbaus findet sich jedoch hauptsächlich in den südlichen und kühleren Regionen des Landes, also in den Bundesstaaten Victoria, New South Wales, South Australia (Barossa Valley und Coonanwara), Western Australia (Swan Valley), Tasmanien und Queensland. Zu den mit Abstand wichtigsten Rebsorten gehören Cabernet Sauvignon, Chardonnay, Riesling, Semillion, Merlot, Sauvignon blanc und Shiraz. Insbesondere die Rebsorte Shiraz, die 1832 nach Australien kam, nimmt heute eine absolute Spitzenstellung mit einer Rebfläche von mehr als 40.000 ha ein. Den alten Chroniken zufolge soll Pinot Noir als erste Rebsorte nach Australien gekommen sein, die dann 3 Jahre später, also im Jahr 1791, die ersten Trauben im Garten des Gouverneurs von Sidney trug. Nach wie vor wird Pinot Noir in Australien angebaut, vor allem in der Region von Stefano Lubiana auf Tasmanien und bringt dort ausgezeichnete Ergebnisse hervor.

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Frage: Herr und Frau Lubiana, Sie sind Winzer in der 5ften Generation. Ihre familiären Wurzeln liegen in Italien. Was hat Sie dazu bewogen nach Tasmanien zu ziehen und dort 1990 Ihr Weingut zu gründen? Was gibt Ihnen die Inspiration für Ihre Arbeit?

Herr und Frau Lubiana: Wir sind wegen des kühlen und milden Klimas nach Tasmanien gezogen, das bestens zur Herstellung hochwertiger Schaum- und Tischweine geeignet ist. Wir lieben es, gutes Essen und Wein mit Familie und Freunden zu geniessen. Es sind diese einfachen Freuden, die uns dazu bewegen, wunderschöne Weine zu machen, die dann allen einen Genuss verschaffen.

Frage: Sie bauen vor allem traditionelle französische und deutsche Rebsorten wie Pinot Noir, Chardonnay, Sauvignon Blanc und Riesling an. Ihre Leidenschaft gilt auch der Herstellung filigran, mineralischer Schaumweine. Was hat Sie zu dieser – eher untypisch australischen – Auswahl bewogen und welche Rolle spielten dabei die klimatischen und geologischen Gegebenheiten auf Tasmanien?

Herr und Frau Lubiana: Das Tasmanische Klima ist kühl und mild und somit perfekt für diese frühe Sorten. In einer langen kühlen Anbausaison bildet sich ein reiches aromatisches Profil aus. Die Böden auf unserem Weingut sind hauptsächlich von geringer Fruchtbarkeit dadurch wird ein langsames aber stetiges Wachstum der Reben begünstigt, das wiederum zu einer besseren Bewitterung der Trauben führt. So lässt sich das aromatische Profil und die Entwicklung von Polyphenol steigern.

Frage:Der Begriff „australischer Stil“ wird immer noch häufig verwendet, wenn es um die Beschreibung eines Weines geht, was verbirgt sich unter dieser Bezeichnung? Gibt es einen solchen einheitlichen Stil überhaupt? Wie würden Sie die Stilistik Ihrer Weine bezeichnen und wodurch ist diese geprägt?

Herr und Frau Lubiana: Ich bin mir nicht ganz sicher, was mit dem „australischen Stil“ gemeint ist. In Australien verwenden wir diesen Begriff nicht. Möglicherweise sind damit liebliche und großzügige Weine mit einer Menge sortenspezifischem fruchtigem Charakter gemeint. Wir haben davon gehört, dass solche Weine vereinzelt hergestellt werden. Das trifft jedoch nicht auf uns zu. Bei uns ist es so, wie in einem anderen Land, wir haben mehr Ähnlichkeit mit Neuseeland.

Frage:In Ihrer Osteria bieten Sie Ihren Gästen kulinarische Genüsse nach dem saisonalen, regionalen und nachhaltigen Prinzip. Welches Gericht würden Sie uns empfehlen, wenn wir heute bei Ihnen zum Abendessen zu Gast wären? Und welche Weinbegleitung würden Sie uns passend dazu vorschlagen?

Herr und Frau Lubiana: Das Menü wechselt ständig, abhängig davon was gerade Saison hat. Zur Zeit haben wir Hornhecht, einfach in Olivenöl herausgebacken mit einem Butter-Dressing. Ein frischer, spritziger Riesling wäre der perfekte Begleiter dazu.

Frage:Wie wichtig sind die biodynamischen und ökologischen Erzeugnisse für die Verbraucher in Ihrem Land? Wie sehen Sie die Zukunft der Bio-Weine in Australien?

Herr und Frau Lubiana: Biodynamischen und organische Produkte wachsen aus kleinen Anfängen heraus sehr schnell. Die Menschen machen sich Gedanken über die Nahrungsmittelsicherheit und suchen nach biodynamisch zuverlässigen Anbietern. So gesehen ist die Zukunft der Bio-Weine sehr positiv.

Frage:Welche Rolle spielt der Export für den australischen Weinbau? Und wie wichtig ist er für Ihr Weingut? Wodurch können sich Ihre Weine z.B. im Sortiment eines Weinfachhändlers in Europa abgrenzen?

Herr und Frau Lubiana: Unsere Weine verkaufen sich auf dem lokalen Markt relativ gut. Deswegen besteht für uns kein Bedarf, unsere Weine zu exportieren, um unsere Umsatzziele zu erreichen. Wir haben uns für den Export entschieden, damit unsere zahlreichen Gäste aus dem Ausland, die unser Weingut besuchen, eine Möglichkeit haben, unsere Weine zu geniessen, wenn sie wieder zuhause sind. Unsere Weine sind bei den ausländischen Konsumenten beliebt; sie bieten Leistung und konstante Qualität und sind ausgewogen in Fruchtigkeit und Wohlgeschmack, dennoch sind sie elegant.

Vielen Dank für Ihre Zeit! Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und sind gespannt auf die kommenden Jahrgänge!

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