Interview der Elliniki Gnomi mit Martin Darting zum sensorischen Weinbild

Written on 01 March 2014.

Interview der Elliniki Gnomi mit Martin Darting zum sensorischen Weinbild.

  1. Können Sie kurz erklären, wie das Konzept des sensorischen Weinbilds funktioniert?

Es gibt 2 Möglichkeiten:

  • 1. Die erste ist sehr einfach: Gefällt jemanden das Bild schmeckt ihm auch (zu 80%) der entsprechende Wein dazu. Also gucken und genießen!
  • 2. Da die diese Bilder keine Interpretationen sind, also keinen künstlerischen Ansatz verfolgen, sondern die Inhaltsstoffe im Wein in ihrer Kombination und Abfolge in Nase und Mund dokumentieren, gibt es Menschen, die an bestimmten Stellen vielleicht ein andres Grün oder mehr Rot etc. gemalt hätten.
  • Mit den Bilder möchte ich nicht Recht haben im Sinne von richtig und falsch, sondern dass sich die Menschen damit beschäftigen und selbst ihre eigene Sensorik versuchen in Farben und Formen zu übersetzten.

 

 

 

 

  1. 2. Wie kamen Sie auf die Idee bildhaft den Duft und Geschmack von Weinen aufzugreifen und dazu ein Buch zu verfassen?

 

 

 


Zuerst ging es mir um die Reproduktion von Wahrnehmungsbeschreibungen. Wie kann ich also einen Geschmack, ein Aroma oder eine Textur so treffend beschreiben, dass die Worte auch nachvollziehbar sind. Tests ergaben immer wieder, dass Worte, wenn sie interpretativ verwendet werden, wenig reproduktiv sind, d.h. der Leser oder Hörer hat zu den Deskriptionen eine Vorstellung, die aber selten wirklich etwas mit der beabsichtigenden Charakterisierung den Produktes zu tun haben. Die Rate liegt hier bei unter 20% Wiedererkennung.

Nimmt man Farben, ordnet diese eindeutigen Reizen, wie salzig, oder süß zu, und bringt man diese noch in eine dynamische Struktur, erfahren die dokumentativen Bilder von primärsensorischen Wahrnehmungen oder besser Apperzeption Wiedererkennungsraten von bis zu 80 %.

Außerdem bin ich Synästhet und schmecke sowie so alles in Farben. Habe aber erst später gemerkt, dass meine Art des Farben Schmeckens sehr kompatibel ist zu den meisten Mitmenschen. D.h. die meisten Menschen können mit den Farben besser Geschmäcker verbinden als mit Worten.

 

 

 

 


 

 

 

3. Woran ist, nach Ihrer Ansicht, ein guter Wein zu erkennen oder meinen Sie, dass das allgemein nicht bewertet werden kann?

Weinqualität ist nicht definiert. Niemand weiß genau wo guter Wein anfängt oder ab wann ein Wein schlecht ist. Ee kann nicht um „gut“ und „schlecht“ gehen sondern um den Unterschied.

Internationale, rein „Qualitative“ Punkteschemen oder auch nicht wenige Fachleute nehmen allzu gerne ihre eigene Wahrnehmung als das Maß aller Dinge und meinen diese wäre objektiv und jeder müsste diese oder deren Meinungen teilen, verstehen und ebenso empfinden. Jeder kann seine eignen Meinung über die Güte eines Weinen habe, dies hat aber nichts mit objektiven Erkenntnissen zur Qualitätsfrage zu tun. Qualität hängt immer von vielen Faktoren ab, die alle zusammenspielen und letztlich Stile und regionale Prägungen ausmachen.

Für mich ist ein Wein gut, wenn er eine nachvollziehbaren Herkunftsbezug hat und der Produzent in einen „Werde Prozess“ eingebunden ist, also mehr begleitend als manipulativ aktiv ist. Der Wein muss nicht immer fruchtig sei und klar strukturiert, auch Ecken und Kanten sind ok, solange sie handwerklich gut gemacht sind.

 

 

 

 


 

 

 

4. Gibt es bestimmte Eigenschaften, die Sie als Grundvoraussetzungen für einen Qualitätswein bezeichnen würden?

Generell gilt, wenn ein Wein seinen Zweck erfüllt ist er gut. Sei es ein gutes Preis –Leistung Verhältnis, oder zur Sommerparty, fruchtbetont oder Holzfass/Barriqueausbau …Es gibt ja heute für jeder erdenkliche Gelegenheit und Anforderung Weine auf dem Markt.

Bei unseren internationalen Prämierungen stehen immer Herkunft und Machart als zu prüfende Kriterien im Vordergrund und nicht die Vorlieben der Prüfer. Aus diesen Ergebnissen lassen sich dann die Gelegenheiten weiter fokussieren, zu denen die Weine dann getrunken werden sollen.

Für mich ist es wichtig, dass ökologische Grundprinzipien erfüllt werden. Aus überdüngten, faulen und unreifen Trauben lassen sich meines Erachtens nur schwer und nur mit viel Chemie gut schmeckende Weine machen.

Gute Weine werden daher im Weinberg gemacht, aus gesunden und reifen Trauben, nach ökologischen Prinzipien, egal woher auf der Welt.

 

 

 

 


 

 

 

5. Können Sie etwas zur aktuellen Lage auf dem internationalen Weinmarkt sagen? Gibt es bestimmte Länder, die sehr begehrt sind bei den Konsumenten und wie ist das Verhältnis zu den griechischen Weinen?

Einerseits werden die Märkte immer globaler, mit dem Blick nach China zum Beispiel, andererseits steht dem Massenprodukt, den immer mehr gleich schmeckenden Weinen Individualität und Regionalität entgegen. Ein Produzent muss sich heute entscheiden welchen Markt er bedienen will und das, vor dem er anfängt Wein zu produzieren. Große Menge von Mainstreamweinen lassen sich logischerweise nur von großen Produzenten herstellen, die mit viel Technik und Prozessoptimierung regulativ in das Werden der Weine eingreifen. So lassen sich fruchtige und saubere Weine herstellen, die aber austauschbar sind. Das ist nicht schlecht, sondern marktorientiert und durchaus erfolgreich. Unter Weinkultur verstehe ich aber etwas anderes. Besonders kleinere Weinanbaunationen haben die Chance extravagante Weine für einen kleineren Markt oder besser gesagt für eine definierte Zielgruppe von Konsumenten herzustellen .Diese liegen in der Gunst der Konsumenten, die nicht nur billig und Mainstream erwarten Die Erfahrung mit autochthonen Rebsorten umzugehen, verschiedene Stile des Ausbaus anzuwenden, sei es sehr minimalistisch oder mit Hightech, ist mit den immer höher werdenden Ansprüchen an das Handwerk eine große Chance für Griechenland. Die muss aber benannt und erklärt werden. Transparenz ist gefragt.

Wichtig ist für Winzer und Kunde, dass er sich immer aufs Neue bewusst für eine Gangart entscheidet, aus eigener Neugierde oder anderen Motivationen, sich jedoch nicht von Lobbisten und „Lecker Schmecken“ gängeln lässt.

 

 

 

 


 

 

 

6. Was macht die griechischen Weine aus und welche zukünftigen Entwicklungen halten Sie für diese als erstrebenswert?

60-70 % aller griechischen Weine leben von Ihrer Individualität. In der modernen Stilistik, der sich viele Winzer mittlerweile hingezogen fühlen, geht es um die Fruchtigkeit und Klarheit Ihrer Weine und somit um eine internationale Vergleichbarkeit. Diese kann man sehr ambivalent diskutieren. Traditionsorientierte Betriebe, aus Überzeugung, produzieren Weine aus Erfahrung und mit technischem Minimalismus, die weltweit ihres Gleichen suchen. Auf beiden Seiten finden sich, wie überall, auch handwerklich bedenkliche Weine darunter, wobei Fehlerhaftigkeit sehr länderspezifisch gesehen werden muss. Was bei dem einen schon als Fehler gilt ist bei einem anderen Land noch charaktervoll. Wer hier schnell beurteilt liegt prinzipiell schon mal fasch, weil er sich selbst in den Mitteölpunkt stellt und weder die beabsichtigte Stilistik, noch Rebsorten und Herkunft achtet

Diese regionalen Individualitäten, gepaart mit der Sortenvielfalt halte ich für das größte griechische Potential. Um auf dem Weinmarkt Aufmerksamkeit zu erregen braucht es eine gemeinsame Darstellung vieler unterschiedlicher griechischer Winzer, Austausch und Reflektion untereinander, bei gleichzeitiger Individualität

Verständliche Produktdifferenzierung ist mit das wichtigste Ziel, damit der Kunde weiß worin sich die Weine, wie unterscheiden und er so besser auswählen kann.

 

 

 

 


 

 

 

7. Viele unserer Leser interessiert natürlich, was die konkreten Vor- bzw. Nachteile der griechischen Weinanbaugebiete sind. Können Sie dazu etwas sagen?

Griechenland hat viele unterschiedliche Klimazonen. Klima, mit den Einflussfaktoren Temperatur, Sonneneinstrahlung und Sonnenscheindauer und Wasserverfügbarkeit beeinflussen die Reife und somit die prägenden Faktoren der Trauben.

Von leichten, frischen und spritzigen Sommerweinen bis hin zu schweren Rotweinen ist alles ohne größere Anstrengungen machbar, also ein gesegnetes Land könnte man sagen. Je kühler das Klima mit Meereinfluss, sowie im Norden oder in höher gelegenen Gebieten auch im Süden, desto frischer und mineralischer die Weine. Thrakien und Makedonien im Norden, Attika und höhere Gebiete auf dem Peleponnes im Süden. Bodenspezifische Mineralien und reife Säuren, aufgrund kühlerer Nächte und Ertagsreduzierung gestalten diese erfrischenden Weine.

In Zentralgriechenland mit weniger Meereinfluss, wie Lamia und Teilen Thessaliens können Weine hergestellt werden die schwer und eben typisch südländisch sind, ebenso auf den Inseln wie Kreta und Rhodos, wo durchgängig hohe Sommertemperaturen die Traubenreife mehr beeinflussen als der Boden.

Sehr viel Sinn würde es machen Griechenland Übergreifend z.B. Regionalgebiete, Sorten und sensorisch signifikanten Charaktereigenschaften zuzuteilen und in denen dann die Individualität wieder aufleben zu lassen.

Diese Unterschiede auf der Falsche mit Farben markieren, wie schwer oder leicht, fruchtig oder würzig, weich und zart, mineralisch klar sie sind, das wäre eine erster, einfacher Schritt zur Orientierung

Übrigens das PAR System liefert noch mehr individuelle charakterliche Darstellungen von Weinen

Mehr info:

http://www.griechischerweinpreis.de

Bitte bei den Weinen auf die bunten PAR butten klicken, dann sehen sie die charakterlichen Dokumentationen der Weine auf der linken Seite und deren Beurteilung dazu auf der rechten.

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