Eine kleine Entdeckungsreise durch die Weinregionen am Plattensee in Ungarn

Als gebürtige Ungarin habe ich in meiner Jugendzeit meine Sommerferien oft am Plattensee verbracht. Wer schon einmal das Panorama des ungarischen Meers von einem Weingut bewundern, sowie die Winzer und ihre Leidenschaft für den Weinbau kennenlernen durfte, vergisst den Geist dieser Orte in seinem Leben nicht.

Ungarn Ballaton

Ungarn Ballaton

Ungarn kann auf eine große Weinbautradition verweisen. Der in Mitteleuropa eigene Weincharakter entsteht durch reichhaltige, vulkanische Böden und der Umgebung des Karpatenbeckens. Die Winzer von Ungarn haben sich seit der Wende konzeptionell entwickelt und verfügen über ein tieferes Verständnis für das Terroir und die Anbaugebiete, Die hohe Diversität der Rebsorten und zahlreiche autochtone Rebsorten (Blaustängler, Lämmerschwanz, Vulcanus, Zeus) prägen die Weinstile. Mit der politischen Wende begann in Ungarn ein qualitativer Aufbruch. Zentraler Baustein für die positive Entwicklung ist, dass eine neue Generation von Winzern sich mutig entschied den historisch guten Ruf ungarischer Weine wieder zum Glänzen zu bringen.

Der Balaton, auch bekannt unter dem Namen „Plattensee“, gehört nach Budapest zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Ungarns. Dank der ausgezeichneten Gastronomie und der charakteristischen Weine ist der größte See Mitteleuropas oder „das ungarische Meer“ (wie wir es in Ungarn liebevoll nennen) mittlerweile nicht nur im Sommer ein Anziehungspunkt für interessierte Besucher aus dem Ausland. Das Klima ist ausgeglichen und die Weingärten werden von Frostschäden verschont. Die große Wasserfläche des Balatons trägt signifikant zu dieser Ausgeglichenheit des Klimas bei.

Der Balaton hat eine lange Geschichte, was den Weinanbau anbelangt. Hier befindet sich das schönste Weingebiet des Landes, denn von den Hügeln bieten sich traumhafte Ausblicke auf den See. Bereits von den Römern wurden hier Reben angebaut und Wein gekeltert. Ein Winzer der sein ganzes Leben schon am Balaton verbrachte, erzählte mir sogar, dass es mal in Ungarn ein Gesetz von einem Kaiser im Römischen Reich gab, der den Weinbau in Pannonien (die historische Landschaft in Westungarn) und so auch am Balaton verbieten ließ nachdem er der Ansicht war, dass die Weine am Plattensee eine zu große Konkurrenz für die italienischen Weine darstellten (Lex Domitianus).

So mußte die Weinherstellung in Ungarn in den letzten 20 Jahren einen steinigen Weg hinter sich lassen. Seit zwei Jahrtausenden wird in Ungarn Wein kultiviert, jahrhundertelang galten die besten ungarischen Weine als Pioniere von Qualitätsweinen in ganz Europa. Nicht umsonst galt lange in den europäischen Königshäusern der Spruch „nullum vinum nisi hungaricum“ (Kein Wein außer ungarischem).

Zu den Weinregionen am Balaton (ca. 8600 ha) gehören folgende Weinbaugebiete mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g. g. A.):

Früher hat man behauptet, dass die Nordseite des Balatons eher für Weißweine und die Südseite eher für Rotweine geeignet ist. Bei der genaueren Betrachtung der Qualitätsweine der einzelnen Weinregionen am Balaton kann man deutlich erkennen, dass derartige pauschale Aussagen nicht mehr zutreffen. Die Weine vom Badacsony mit den charakteristischen Zeugenbergen zeigen eine gewisse Würzigkeit, hohe Mineralität und oft eine markante Säure.

Die Weine am südlichen Ufer vom See (z.B. Balatonboglár) haben eine Tendenz zu einer etwas milderen Säure mit einer geschmeidigen Fülle. Je nach Sorte und Vinifikation besitzen sie mehr Körper und sind opulenter. Das etwas östlich gelegene Balatonfüred-Csopak Weinbaugebiet baut sehr stark auf den „Olaszrizling“ (international als Welschriesling bekannt). Diese Weine werden erzeugt auf dem reichhaltigen Eisen-Oxid sowie Ton-Boden und ergeben Weine mit starkem Charakter. (Quelle: Hoffmann Verlag – WeinReiseFührer).

Beautiful vineyard landscape by the lake Balaton in Balatonfured, Hungary

Weinberg am Plattensee in Balatonfured, Hungary

Meine Empfehlung:
Spannende Frühlingsweine von kleinen Erzeugern wie der Weißwein:

Laposa – Kéknyelu 2016

Eine Kuriosität von der Weinregion am Badacsony. Das kleine Familienweingut Laposa befindet sich auf der Nordseite des Plattensees wo der vulkanische Tafelberg „Badacsony“ und der Balaton aufeinandertreffen. Das hier herrschende submediterrane Mikroklima und die kühlende Wirkung der großen Wasserfläche des Sees und die an Basaltgestein reichen Böden schaffen ausgezeichnete Bedingungen für die Entstehung von spannenden Weinen in den Vulkanbergen des Plattensees. Das Laposa Weingut stellt nur Weißweine her und vor einigen Jahren hat der Sohn des Gründers, Bence Laposa, das Weingut übernommen und führt es gemäß der in dieser Region üblichen Tradition fort. Dieser vulkanisch geprägte Wein überzeugt durch eine hohe Mineralität und vollen Charakter aus der autochthonen Rebsorte „Kéknyelu“ die man als neue Entdeckung feiern sollte. Er präsentiert zunächst ein fruchtiges Aroma, das an Blüten erinnert. Dann setzt eine starke mineralische Note ein, die den vollen Körper abrundet. Man schmeckt den vulkanischen Boden, auf dem dieser Wein heranwächst. Dies ist ein ungarischer Wein, der seinesgleichen sucht.

Frühlingshafte Speiseempfehlung: Welsfilet auf der Haut gebraten mit grünem Spargel auf Weißweinschaum

Laposa Weine sowie weitere ungarische Weine können Sie hier
kaufen bzw. bestellen: https://borstore.de/

 

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar