Interview mit Bruno Paumard vom Weingut Chateau Hansen in der Inneren Mongolei

Obwohl China mit einer Anbaufläche von rund 800.000 Hektar, nach Spanien, die zweitgrößte Weinbaunation der Welt ist, wissen wir hierzulande wenig über den Wein und die Erzeuger aus dem Land der Mitte. Kein Wunder, denn sowohl der Anbau als auch die Produktion ist innerhalb nur weniger Jahrzehnte rasant gewachsen. Groß wie China nun mal ist, umfasst das Land viele unterschiedliche Klimazonen. Als ideale Anbaugebiete gelten zum Beispiel die Provinzen Xinjiang, Shandong, Liaoning und Henan sowie die Munizipalstadt Tianjin. Aber auch nördlich und südlich dieser Gebiete wird mehr und mehr Wein angebaut, zum Beispiel in der Mongolei, wo das in den 1980er Jahren gegründete Chateau Hansen unter Leitung des französischen Winzers Bruno Paumard liegt. Unser PAR®-Kollege und China-Experte Jörg Philipp von Degustar lebt und arbeitet in China und hat Bruno für uns interviewt.

Les ouvrières du Château Hansen enterrent les vignes dans le sable afin d’éviter les rudes gelées hivernales. Désert de Gobi, Mongolie intérieure.

Les ouvrières du Château Hansen enterrent les vignes dans le sable afin d’éviter les rudes gelées hivernales. Désert de Gobi, Mongolie intérieure.


Jörg: Bruno, wann bist Du nach China gekommen und wann hast Du beschlossen, hier Wein zu produzieren?

Bruno: Ich kam 2005 als Winzer für die Stillweine von Bouvet Ladubay an der Loire nach China, um hier einige Messen zu besuchen. Dort traf ich meine heutige Frau und beschloss zu bleiben.

Jörg: Also war die Weinproduktion in China nicht der erste Schritt…

Bruno: Am Anfang gründete ich eine Weinimportfirma und schrieb Bücher über Wein. Im Jahr 2010 lud mich die Han Familie dann ein, bei ihnen einzusteigen und das Weingut zu leiten.

Jörg: Was waren Deine ersten Herausforderungen als Winzer in China?

Bruno: Als ich im Weingut ankam, wollte ich mir zunächst ein Bild darüber machen, wie Hansen Weinbau und die Verarbeitung handhabt. Mein Ziel war es, das Terroir zu verstehen, zu experimentieren und den chinesischen Rebschnitt in den Griff zu bekommen.

Jörg: Den chinesischen Rebschnitt?

Bruno: Ja, die Pflanzen wachsen bis zu einer Höhe von rund 1,5 Metern und werden dann auf spezielle Art geschnitten. Der Grund ist, dass wir die Reben im Winter eingraben müssen, um sie vor den kalten Temperaturen der Mongolei zu schützen. Hier kann es locker minus 20 Grad kalt werden, und das über längere Zeiträume hinweg. Vor dem Winter binden wir die Reben nach unten und bedecken sie mit Erde.

Jörg: Welche täglichen Herausforderungen begegnen Dir im Weingut?

Bruno: (lacht) Viele! Nachdem ich mir die Prozesse rund zwei Jahre lang angeschaut hatte, beschloss ich zu übernehmen und bestimmte Prozesse anzupassen. Einer davon war der Rebschnitt. Wir müssen mit den klimatischen Bedingungen leben, aber so, dass es für die Pflanze ideal ist. Den Mitarbeitern zu erklären, wie der Rebschnitt funktioniert, ist eine tägliche Arbeit. Man erklärt, kommt zurück, erklärt, kommt zurück und so weiter. Es funktioniert für eine gewisse Zeit, aber der Rückfall in alte Gewohnheiten ist schnell passiert. Also muss man den Prozess über Jahre konstant begleiten und so oft wie möglich kotrollieren. Eine sehr wichtige Hintergrundinformation für die Arbeit in China ist, das ein Nicken lediglich heißt: Ich habe gehört, dass Du etwas gesagt hast. Es heißt nicht unbedingt, dass das Gesagte auch verstanden wurde.

Jörg: Du hast einige Weine zum internationalen bioweinpreis 2016 eingereicht. Warum hast Du genau diese ausgewählt?

Bruno: Leider muss ich eine Anmeldung heute auch schon wieder zurückziehen. Auf die Frage, wo mein Vorzeigewein sei – der 2013er Cabernet Gernischt, der in Kürze abgefüllt werden sollte – konnte es mir keiner so recht sagen. Nach einigem Nachforschen stellte ich fest, dass er in einer Cuvee verarbeitet wurde. Das ist China. Natürlich möchte ich Chinas heimischste Sorte vorstellen, den Cabernet Gernischt. Die Rebe soll aus der Zeit vor der Reblausplage stammen und China im späten 19. Jahrhundert erreicht haben. Interessanterweise hat der Wein einem Deutschen aus den 1950ern seinen Namen zu verdanken. Die Wurzeln legen einen Ausdruck über die Rebsorte in einem Weinberg nahe, die der oder die Deutsche mit “Das ist Cabernet gemischt.” zusammenfasste, angelehnt an gemischte Pflanzungen aus dieser Zeit. Beim Wort “Gemischt” hat sich dann ein Fehler eingeschlichen; aus dem “m” wurde “r n”. Das Resultat war Cabernet Gernischt.

Jörg: Wie sieht Deiner Meinung nach die Zukunft des chinesischen Weinbaus aus?

Bruno: Der Weinbau in China ist sehr jung. Während einige Länder auf mehrere Tausend Jahr an Erfahrung zurückgreifen können, hat sich in China alles innerhalb der letzten 30-40 Jahre entwickelt. Ich denke, dass einige Weingüter auf dem richtigen Weg sind. Wie wir bei Hansen es während der letzten Jahre getan haben, werden mehr und mehr Winzer den perfekten Schnitt finden, die richtigen Rebsorten auswählen und die entsprechenden Cuvees daraus machen. Die kritischste Frage wird sein, ob China ein passendes Marketing auf die Beine stellt. Bis dato ist wenig über chinesischen Wein bekannt und sogar im Land selbst suchen nur wenige Konsumenten danach. Wenn wir es schaffen, das Interesse der Konsumenten zu wecken, wird der chinesische Wein eine strahlende Zukunft haben.

Jörg: Danke für Deine Zeit! Ich hoffe, bald mehr gute Neuigkeiten über Chinas Weine zu hören.
China-Hansen-Weingut

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